Gedenken an das Novemberpogrom 2024

in Veranstaltungsbericht
Gedenken an das Novemberpogrom 2024
Gedenken an das Novemberpogrom 2024

Gedenken an das Novemberpogrom 2024

Am 9. November 2024 wurde am Denkmal Synagogenplatz an das Pogrom von 1938 erinnert. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten reichsweit die Synagogen. Auch in Tübingen wurde die Synagoge verwüstet – die Einrichtung zerstört, der Thoraschrein aufgebrochen und die Thora in den Neckar geworfen. Anschließend wurde die Synagoge von Nationalsozialisten in Brand gesetzt und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Leopold Hirsch, Albert Schäfer, Hans Spiro und Josef Zivi wurden am Morgen des 10. November verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt, Jakob Oppenheim wurde im Gerichtsgefängnis Tübingen festgehalten. Sie wurden nur unter der Bedingung freigelassen, dass sie das Land verlassen und ihre Geschäfte unter Wert verkaufen würden. Jakob Oppenheim konnte 1940 mit seiner Frau in die USA fliehen. Albert Schäfer verstarb 1941 in Tübingen an den Folgen seiner KZ-Haft.

Von den rund 100 Tübinger Juden und Jüdinnen konnten insgesamt 80 Menschen nach Palästina/Israel, die USA und in andere Länder fliehen. 23 Menschen wurden nach Riga, Theresienstadt und Auschwitz deportiert und dort ermordet. Nur zwei Menschen überlebten die Shoah.

Um an dieses Kapitel in der Geschichte von Tübingen zu erinnern und an die Tübinger Juden und die Synagoge zu gedenken, kamen am 9. November 2024 ca. 250 Tübingerinnen und Tübinger am Denkmal Synagogenplatz zusammen. Tübinger Institutionen und Vereine wie der Fachbereich Kunst und Kultur der Universitätsstadt, die Geschichtswerkstatt Tübingen und die Junge Geschichtswerkstatt, der Gemeinderat Tübingen und der Jugendgemeinderat Tübingen sowie die israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) beteiligten sich an der Gedenkveranstaltung.

Die Gedenkveranstaltung wurde von Christopher Blum (Kulturamt) moderiert. Dr. Martin Ulmer (Geschichtswerkstatt Tübingen) gab einen Rückblick auf die Ereignisse von 1938 und thematisierte die beunruhigende Zunahme von Antisemitismus in unserer Gesellschaft und den Appell, dass nach den zahlreichen antisemitischen Vorfällen und dem Aufstieg der AfD und ihren Wahlerfolgen, die Zeit des Mahnens ohne Wirkung vorbei ist und geschlossen gehandelt werden muss. Für den Gemeinderat sprach Julia Mayer (CDU) und betonte, dass es gerade jetzt wichtig ist, nicht wegzusehen, sondern hinzuschauen und gegen Antisemitismus vorzugehen und jüdisches Leben zu stärken. Anschließend wurde ein Grußwort der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) verlesen. Die Junge Geschichtswerkstatt Tübingen, vertreten durch Tamara Leyhr, Jessica Reichert und Zoe Schrader, las einen Beitrag zu Fritz Bauer vor, welcher als Jurist dadurch bekannt ist, dass er sich als hessischer Generalstaatsanwalt in der Nachkriegszeit für die Verfolgung von NS-Verbrechen einsetzte – in einer Zeit, in der sich niemand mit der Vergangenheit auseinandersetzen wollte und der sogenannte "Schlussstrich" Teil der öffentlichen Debatte war. Nach einem Beitrag des Jugendgemeinderats und der Verlesung der Namen durch Jonathan Fischer, Charlotte Hüttner und Meryem Derbal standen wir im Stillen noch zusammen.

Eindrücke von der Gedenkveranstaltung