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Buch

Das jüdische Zwangsaltenheim Eschenau und seine Bewohner

Martin Ulmer & Martin Ritter (Herausgeber), Das jüdische Zwangsaltenheim Eschenau und seine Bewohner (Horb am Neckar: Barbara Staudacher Verlag, 2013).

Von Dezember 1941 und August 1942 wurden im Schloss Eschenau bei Heilbronn 93 Jüdinnen und Juden fortgeschrittenen Alters sowie 19 Pflegekräften unter katastrophalen Bedingungen untergebracht und anschliessend deportiert. Solche Zwangsaltenheime, von denen insgesamt 140 entsprechende Einrichtungen in Deutschland dokumentiert sind, waren Teil der nationalsozialistischen Ghettoisierung. Das lokalhistorischen Projekts, das teilweise auf den ehrenamtlichen Recherchen der Mitglieder der Geschichtswerkstatt Tübingen durchgeführt wurde, untersucht diesen Aspekt der NS-Verbrechen, welcher noch eine Forschungslücke darstellt.

Die Rekonstruktion der Geschichte des Zwangsaltenheims Eschenau liefert Ergebnisse, die für die spezifische Verfolgung von jüdischen Senior:innen im Nationalsozialismus stehen. Die strategische Aushebelung der jüdischen Wohlfahrtspflege, zu der auch die Altenpflege zählte, die schrittweise Enteignung von materiellem Besitz und Wohnraum, die in Ghettoisierung, Zwangsarbeit und Ermordung mündete, wird anhand von vertiefenden Einzelbiografien der Bewohner:innen erzählt. Diese werden gerahmt von historiografischen Kontextualisierungen zur Ortsgeschichte Eschenaus, der Verfolgung von Jüdinnen und Juden im nationalsozialistischen Württemberg und dem Umgang der lokalen nicht-jüdischen Bevölkerung mit dem Zwangsaltenheim während und vor allem nach dem Nationalsozialismus.

Die umfangreichen Recherchearbeiten zum Buch greifen dabei unter anderem auf Restitutionsakten zurück, in denen Nachkommen der Bewohner:innen von deren schrittweisen Verfolgung und Zwangsunterbringung berichten. Während es etwa jüngeren Familienmitgliedern im Zweifelsfall gelang, ins Ausland zu emigrieren, blieben insbesondere ältere Menschen oft in Deutschland zurück, wohl auch, da sie davon ausgingen, dass man Menschen fortgeschritteneren Alters nichts antun würde. Archivakten des Finanzamtsamts werfen zudem ein Licht auf die Rolle der Finanzämter, die bei der nationalsozialistischen Enteignung von Jüdinnen und Juden eine erhebliche Rolle spielten. Darüber hinaus helfen Interviews mit Zeitzeug:innen aus Eschenau und private Nachlässe, ein umfassendes Bild zu liefern.

Informationen zum Buch

  • Herausgeber ‏ : ‎ Martin Ulmer & Martin Ritter
  • Veröffentlichungsjahr ‏ : ‎ 2013
  • ISBN ‏ : ‎ 978-3-928213-20-2
  • Preis ‏ : ‎ 15 €
  • Verfügbarkeit ‏ : ‎ Geschichtswerkstatt Tübingen e.V.