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Begegnungen

Besuche ehemaliger Jüdinnen und Juden in Tübingen

Begegnungen mit ehemaligen Jüdinnen und Juden sowie ihren Nachkommen

Die Universitätsstadt Tübingen lud 1981 zum ersten Mal ihre ehemaligen jüdischen Bürger:innen zu einem Besuch in Tübingen ein. Der damalige Leiter des Kulturamtes Dr. Wilfried Setzler und der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Eugen Schmid hatten den Besuch initiiert. Es war kein einfaches Unterfangen, denn von den 1933 ca. 100 jüdischen Bewohner:innen der Stadt Tübingen wurden 23 Personen in den Todeslagern ermordet; ungefähr 80 Personen wurden unter Aufgabe ihrer beruflichen Existenz zur Flucht gezwungen und kamen meist mittellos in den jeweiligen Emigrationsländern an.

Konnte die erste Einladung der Stadt Tübingen eine Wiederannäherung ermöglichen? Hanna Bernheim geb. Bach (1895-1990) schrieb an den Oberbürgermeister vor dem Besuch 1981: "Sie werden verstehen, dass die alte Verbundenheit unloesbar verknüpft ist mit schmerzlichen Erinnerungen…. Aber ich habe die Hoffnung, dass der Grossteil der jungen Generation bereit sein wird, mitzuhelfen, die tiefen Wunden zu heilen und zu verhueten, dass sich eine solche Barbarei wiederholen kann." (Zitiert aus: Benigna Schönhagen & Winfried Setzler, Jüdisches Tübingen, Schauplätze und Spuren, Tübingen 1999, S. 7).

Beim zweiten Besuch 1987 war die Geschichtswerkstatt Tübingen e.V. beteiligt, führte mit einigen der Besucher:innen Interviews und lud zu Gesprächsrunden ein. Das war der Beginn nicht nur einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Geschichte der Tübinger Jüdinnen und Juden und dem Nationalsozialismus, sondern auch vieler freundschaftlicher Beziehungen zu einigen Familien und deren Nachkommen, die bis heute andauern.

Weitere Einladungen der Universitätsstadt Tübingen folgten: 1995 zur Veröffentlichung der von der Geschichtswerkstatt Tübingen herausgegebenen Publikation Zerstörte Hoffnungen. Wege der Tübinger Juden und auch 2004 zur Premiere des von der Geschichtswerkstatt produzierten Dokumentarfilms Wege der Tübinger Juden. Eine Spurensuche. 2018 lud die Stadt die beiden Familien Bernheim/Doctor und Marque zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms von 1938 ein, um vor allem mit der zweiten und auch dritten Generation ins Gespräch zu kommen. Zwischen den größeren Einladungen gab es eine Reihe von kleineren, so zuletzt 2019 der Besuch von Martin und Ari Silbermann, Nachkommen der Familie Hirsch.

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