500 Jahre Bauernkrieg – „Uffrur“ im Neckar- und Ammertal 1525
500 Jahre Bauernkrieg – „Uffrur“ im Neckar- und Ammertal 1525
Vortrag von Prof. Dr. Wilfried Setzler im Gemeindehaus Lamm
Am 23. September 2025 erinnerte der Tübinger Historiker Prof. Dr. Wilfried Setzler im gut besuchten Gemeindehaus Lamm an den Bauernkrieg von 1525, der vor 500 Jahren auch unsere Region erfasste. Rund 90 Besucher*innen waren gekommen, um seinem anschaulichen, mit vielen historischen Karten und Bildern illustrierten Vortrag zu folgen.
Wilfried Setzler war 27 Jahre Kulturamtsleiter der Stadt Tübingen. Während seiner Dienstzeit kümmerte er sich nicht nur um die Zukunft von unter anderem Zimmertheater, Stadtmuseum und Stadtarchiv, sondern er initiierte auch, dass Tübingen 1981 als eine der ersten deutschen Städte, ehemalige jüdische Bürger und später auch ehemalige Zwangsarbeiter einlud. Noch heute ist Wilfried Setzler eine wichtige Tübinger Persönlichkeit. In etlichen Vorträgen zeigte er, dass er ein herausragender Historiker der Tübinger Stadtgeschichte ist. Auch in unserer Veranstaltung schaffte es Setzler die Geschichte des Bauernkrieges anschaulich und verständlich vorzutragen, und zeige, wie ereignisreich die Geschehnisse rund um den Bauernkrieg auch in unserer Region waren.
Politische Ausgangslage
Deutschland, wie wir es heute kennen, gab es vor 500 Jahren nicht: Das Land bestand aus zahllosen kleinen und großen Herrschaften, Grafschaften, Reichsstädten und Ritterschaften, die lose unter dem Dach des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation standen. Im Zentrum der Machtkämpfe stand Herzog Ulrich von Württemberg, der versuchte, die damalige Reichsstadt Reutlingen zu erobern, vom Schwäbischen Bund vertrieben wurde und nun auf der Burg Hohenlohe plante, wie er sein Herzogtum zurückerobern könne.
Unzufriedenheit und Aufstand
Die Gesellschaft war streng in drei Stände gegliedert: Klerus, Adel und die Bauern, welche die größte Gruppe ausmachten. Sie mussten eine Vielzahl von Abgaben leisten und fühlten sich immer mehr ungerecht behandelt. Dies gipfelte erstmals 1524 darin, dass in Hegau Unruhen ausbrachen und sich ein „Bauernhaufen“ bildete. Die Botschaft nach oben: Die Waage hängt schief, es muss Gerechtigkeit her.
Es bildeten sich immer mehr „Haufen“ und bald forderten die Bauern Freiheit. Sie beriefen sich dabei auf Schriften von Martin Luther, insbesondere auf seine Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. In Memmingen formulierten die Bauern schließlich 1525 die „Zwölf Artikel“.
Doch der Aufstand geriet bald außer Kontrolle. Klöster und Schlösser wurden geplündert und es kam zum „Blutbad von Weinsberg“ bei dem 25 Adlige getötet wurde. Herzog Ulrich von Württemberg nutzte die Aufständischen für sich, um sein Herzogtum zurückzuerobern.
Der Bauernkrieg im Raum Tübingen
Auch in der Region Tübingen kam es zur „Uffrur“. Tübingen blieb während dieser Zeit eine der wenigen Orte, die der Regierung treu waren. Setzler zeichnete in seinem Vortrag den Verlauf des Krieges auf und zeigte, wie schlagartig sich die Situation verschärfte:
Am 11. April 1525 mussten der Kanzler und Stadthalter aus Stuttgart fliehen und verlegten den Regierungssitz nach Tübingen, das als sicher galt. Doch bereits am 22. April erhoben sich die Bauern im Ammertal, im Schönberg und im Hohenberg. Die Regierung in Tübingen war hilflos.
Stuttgart fiel am 25. April in die Hände der Bauern. Wenige Tage später standen sie vor dem Kloster Bebenhausen, in Wurmlingen und Hegau streikten die Bauern. Die Aufständischen waren zunehmend intern geschwächt und nahmen Tübingen nicht ein, sondern entschieden sich für Herrenberg. Am 12. Mai 1525 endete der Aufstand der Bauern. 3.000 Bauern verloren in der Schlacht bei Böblingen ihr Leben. Der Aufstand war beendet.
Fazit
Prof. Setzler zeigte in seinem Vortrag sein großes Wissen über die Region Tübingen und bot mit einem lebendigen Vortrag einen Überblick über die Ereignisse von 1525. Er zeigte, dass der Bauernkrieg ein erster Ausdruck des Wunsches nach Gerechtigkeit war.