Martin Silbermann und sein Sohn Ari Silbermann sind Sohn bzw. Enkel von Lore Silbermann geborene Hirsch, die 1938 Tübingen aus Tübingen flüchten musste. Ihr Vater Leopold Hirsch führte ein Textilgeschäft in dritter Generation in der Kronenstraße 6. Auch er musste aus Tübingen fliehen, nachdem er sein Geschäft weit unter Wert verkaufen hatte verkaufen müssen. Die Flucht führte Leopold Hirsch und seine beiden Kinder Lore und Walter nach Johannesburg in Südafrika. Martin Silbermann lebt heute in Israel. Ari Silbermann ist Rabbiner und hat eine Stelle in Manchester/Großbritannien.
Da zur Familie Hirsch seit Jahrzehnten kein Kontakt bestand, war es umso erfreulicher, dass Martin und Ari Silbermann die Einladung der Universitätsstadt Tübingen annehmen konnten.
Am Freitagvormittag wurden Martin und Ari Silbermann von Oberbürgermeister Boris Palmer im Rathaus empfangen, anschließend führten Benedict von Bremen und Mitglieder der Geschichtswerkstatt die beiden Besucher durch Tübingen, vor allem zum Haus ihrer Vorfahren in der Kronenstraße 6.
Ari Silbermann hatte sich bereit erklärt, am Samstag, den 9. November 2019 bei der Gedenkveranstaltung am Synagogenplatz eine Ansprache zu halten. Es kamen knapp 200 Personen. Die Beiträge (Rede und Gebete) von Ari Silbermann machten die Feier zu einer der beeindruckendsten der letzten Jahre. Ari Silbermann sprach über seine durchaus zwiespältigen persönlichen Gefühle, die er mit dem Ort, an dem die frühere Synagoge stand, verbindet. Die Anwesenden waren sichtlich berührt. Das Schwäbische Tagblatt berichtete.
Am Sonntagvormittag begleiteten Mitglieder der Geschichtswerkstatt die Silbermanns zum jüdischen Friedhof in Wankheim. Ari Silbermann übersetzte und erläuterte die hebräischen Inschriften einiger Grabsteine. Es ist immer wieder beeindruckend, mit Nachfahren der hier Beerdigten die Gräber zu besuchen. Auch das Grab von Leopold Hirsch (1807-1875), der als erster Jude aus Wankheim 1850 nach Tübingen gekommen war, wurde besucht.
Eine weitere Station war die Fritz-Bauer-Straße auf dem Österberg. Sie war 2017, vor allem auf Betreiben der Geschichtswerkstatt, umbenannt worden. Fritz Bauer war in den 1950er und 1960er Jahren Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Main. Ohne ihn wäre es zu Beginn der 1960er Jahre nie zu den Auschwitz-Prozessen gekommen. Fritz Bauer stammt auch aus der Familie Hirsch und hat in Tübingen Jura studiert. Mit Martin und Ari Silbermann wurden dann noch ausführliche Interviews geführt und aufgezeichnet.
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