Stadtführung: Auf den Spuren der Tübinger Jüdinnen und Juden

Stadtführung: Auf den Spuren der Tübinger Jüdinnen und Juden
Stadtführung: Auf den Spuren der Tübinger Jüdinnen und Juden
Denkmal Synagogenplatz, Gartenstraße 33, Tübingen

Foto: Geschichtswerkstatt Tübingen e.V.

Event Details

Im Mittelpunkt der Tübinger Gemeinde stand die 1882 errichtete Synagoge in der Gartenstraße 33 (heute beim Denkmal Synagogenplatz). 1850 hatte Leopold Hirsch das Bürgerrecht gegen den Tübinger Gemeinderat erstritten. Die zu Anfang des 20. Jahrhunderts rund 100 Mitglieder zählende Gemeinde war überwiegend liberal und akkulturiert. Die Jüdinnen und Juden gehörten zum mittleren und höheren Bürgertum und übten vorwiegend selbstständige Berufe aus. Sie waren Textilkaufleute, Viehhändler, Verleger, Rechtsanwälte, Ärzte und Bankiers. Der Geschäftswelt gaben sie durch moderne Firmenkonzepte wichtige Impulse. Sie engagierten sich in der Kommunalpolitik und in der Sozialfürsorge. In den Tübinger Vereinen waren Juden dagegen kaum integriert. Nach dem Ersten Weltkrieg machte sich in akademischen Kreisen und in Teilen des Mittelstandes ein wachsender Antisemitismus breit. Im Nationalsozialismus ging die Ausgrenzung der Juden rasch voran: Zutrittsverbot zum Freibad im Mai 1933, Boykotte und Übergriffe auf Menschen jüdischer Herkunft. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 demolierten SA- und SS-Männer im Zuge des reichsweit angeordneten Pogroms das jüdische Gotteshaus und brannten es auf Befehl des NSDAP-Kreisleiters nieder. Anschließend wurden fünf Tübinger Juden von der örtlichen Gestapo verhaftet und für mehrere Wochen in das KZ Dachau verschleppt. 23 Menschen aus Tübingen oder frühere Bürgerinnen und Bürger wurden 1941 und 1942 in die Todeslager deportiert, nur zwei Personen davon überlebten die Shoah. An verschiedenen Stationen der Stadtführung wird an diese wechselvolle jüdische Geschichte in Tübingen erinnert.

Eine Veranstaltung der Geschichtswerkstatt Tübingen e.V. in Kooperation mit der Volkshochschule Tübingen in der Reihe "Jüdische Lebensentwürfe in Deutschland vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart“, gefördert durch #2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland e.V. aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.