1933 lebten in Tübingen 101 Jüdinnen und Juden, von denen 23 Personen nach der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen die Flucht nicht mehr gelang und die fast alle in der Shoah ermordet wurden. Die anderen waren währenddessen gezwungen worden, ihre Heimat zu verlassen und ein neues Leben in der Schweiz, den USA oder dem britischen Mandatsgebiet Palästina aufzubauen.
2004 entstand der Film "Wege der Tübinger Juden - Eine Spurensuche" auf der Grundlage von Interviews, die Ulrike Baumgärtner, Andrea Hoffmann, Carsten Kauth, Andreas Kunze, Martin Ulmer von der Geschichtswerkstatt Tübingen e.V. zwischen 1999 und 2001 in Tübingen, Israel und den USA geführt hatten. In diesem Zeitdokument kommen ehemalige Tübinger Jüdinnen und Juden zu Wort. Sie berichten eindrücklich von ihrer Kindheit, den Erfahrungen der Diskriminierung und Verfolgung in Tübingen sowie ihre Fluchtgeschichten. Zu den porträtierten Personen gehören John Bernheim, Doris Doctor, Noemi Hamm, Hilde Löwenstein, Reynold S. Koppel, Arnold Marque, Therese Stern-Lawrence und Michael Wager. Viele der Interviewpartner:innen sind seit der Erstveröffentlichung verstorben, aber der Film "Wege der Tübinger Juden" setzt ihnen ein bleibendes Zeugnis.
Anlässlich der Begegnungswoche mit den Nachkommen ehemaliger Tübinger Jüdinnen und Juden im November 2018 wurde "Wege der Tübinger Juden" dank großzügiger finanzieller Unterstützung der Universitätsstadt Tübingen mit englischen Untertiteln (Übersetzung: Benedict von Bremen) versehen und vom Zentrum für Medienkompetenz der Universität Tübingen digitalisiert. Das Kreismedienzentrum Tübingen hat diese Version 2019 auf DVD vervielfältigt.
Die DVD "Wege der Tübinger Juden. Eine Spurensuche" (67 min, Sprache: Deutsch mit englischen Untertiteln) kann für € 10 von der Geschichtswerkstatt Tübingen e.V. (zuzüglich € 1,95 Versand, Bestelladresse: info@geschichtswerkstatt-tuebingen.de), im Stadtmuseum Tübingen, im Fairen Kaufladen und im Tübinger Buchhandel gekauft werden. Außerdem ist die DVD bei der Stadtbücherei, der Bibliothek des Deutsch-Amerikanischen Instituts Tübingen und der Universitätsbibliothek Tübingen ausleihbar. Lehrkräfte können die DVD zudem beim Kreismedienzentrum für ihren Unterricht entleihen.
Der Film ist Lilli Zapf gewidmet. Sie war die erste, die das Schweigen über das Schicksal der Tübinger Jüdinnen und Juden gebrochen hat.