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Über uns

Die Geschichtswerkstatt Tübingen e.V. stellt sich vor.

Die Geschichtswerkstatt Tübingen e.V. stellt sich vor.

Die 1984 gegründete Geschichtswerkstatt Tübingen e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, dem Berufstätige, Studierende und ältere Bürger:innen angehörigen. Der Verein besteht aus einem dreiköpfigen Vorstand (Heidi Ernstberger, Monika Schober, Dr. Martin Ulmer) und rund 25 aktiven und passiven Mitgliedern, die von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Johanna Rost unterstützt werden. Es bestehen vier Arbeitsgruppen, darunter auch die Jugendguides. Sie organisieren sich in der Jungen Geschichtswerkstatt und bieten eigene Veranstaltungen und Führungen an. Die aktiven Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Plenum alle zwei bis drei Monate und tragen die Ergebnisse der Arbeitskreise vor, beraten wichtige Entscheidungen und behandeln übergreifende Themen zur Erinnerungskultur und aktuelle Debatten. Darüber hinaus gibt es ein Büro und ein Archiv zur jüdischen Geschichte von Tübingen. Für geschichtsaffine Menschen, die Themen mit lokalem Bezug interessieren, steht die Geschichtswerkstatt jederzeit zur Mitarbeit offen.

Die Geschichtswerkstatt beschäftigt sich seit über dreißig Jahren in zahlreichen Forschungs- und Bildungsprojekten mit der Geschichte der Jüdinnen und Juden in Tübingen. Das Standardwerk Zerstörte Hoffnungen. Wege der Tübinger Juden, das 1995 nach langjähriger Archivrecherchen, Interviews und Besuchen bei ehemaligen Jüdinnen und Juden in den Einwanderungsländern erschien, bildete den Ausgangspunkt für weitere Projekte: Zum einen das Denkmal Synagogenplatz (1998-2000) und zum anderen der Film Wege der Tübinger Juden. Eine Spurensuche (2004). Weitere Bildungsprojekte wie ein Geschichtslesebuch für Schülerinnen und Schüler (2004) und das Schulmodul Tübinger Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus (2017) zum Einsatz im Klassenzimmer folgten.

Aktuelle Projekte sind die Besuche von Nachkommen der Tübinger Jüdinnen und Juden und der Arbeitskreis Familie Hirsch, der die Geschichte der ältesten und am längsten in Tübingen lebenden jüdischen Kaufmannsfamilie mit verwandtschaftlichen Verzweigungen (unter anderem zu Fritz Bauer) aufarbeitet. Regelmäßig gestaltet die Geschichtswerkstatt die zentrale Gedenkveranstaltung zum 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, gemeinsam mit der Universitätsstadt Tübingen. Beim Film über die Tübinger Jüdinnen und Juden sowie der Sicherung der Zeitzeugenschaft in audiovisuellen Dokumenten ist die Geschichtswerkstatt frühzeitig neue Wege gegangen.

Seit Beginn der 2000er Jahre setzt sich die Geschichtswerkstatt intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Tübingen auseinander. Dabei sind mehrere richtungsweisende und innovative Projekte entstanden. Der 2016 eingeweihte Geschichtspfad zum Nationalsozialismus visualisiert an 16 Stationen wichtige Orte in Stadt und Universität, die Tübingen zu einer Hochburg des Nationalsozialismus machten, sowie die Verfolgung der Opfer im Stadtbild. Es ist im deutschen Südwesten bislang der einzige Pfad mit dieser Thematik. Die Geschichtswerkstatt wirkte maßgeblich an der Neuausrichtung der Ausstellung zum Nationalsozialismus im Stadtmuseum Tübingen im Jahr 2019 mit. Hinzu kamen fruchtbare Crossover-Kooperationen mit dem Landestheater Tübingen (LTT) und dem Zimmertheater Tübingen bei Theaterprojekten: "Täterinnen. Ein Stück über brave Mädels und Nazi-Omas" (2016 im LTT) und "Der Widerspruch – ein Volkslied" (2020 mit dem Zimmertheater). Mit dem digitalen Projekt www.NS-Akteure-in- Tuebingen.de wurde 2020 eine neuartige Plattform zu NS-Täter:innen, Profiteuren und Beteiligten geschaffen, die neue Forschungsergebnisse präsentiert und für weitere Forschungen sowie für Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen nutzbar macht.

Auch hatte die Geschichtswerkstatt in den Jahren 2009/2010 eine Veranstaltungsreihe "Vom braunen Hemd zur weißen Weste: Vom Umgang mit der Vergangenheit" mit einer gleichnamigen Publikation angestoßen. Dabei stand der problematische Umgang in Tübingen mit der NS-Zeit nach 1945 bis in die 1960er Jahre im Mittelpunkt. Die Nachwirkungen des Nationalsozialismus bis heute sind immer wieder ein Thema in Ausstellungen und Vorträgen. So präsentierte die Geschichtswerkstatt ihre Recherchen über einen seit den 1950er Jahren bestehenden rechtsextremen Tübinger Verlag, den Grabert-Verlag, in einer verleihbaren Wanderausstellung in der Volkshochschule Tübingen. Auch aktuellen politische Entwicklungen wie Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Antisemitismus und Rassismus werden regelmäßig in Vorträgen beispielsweise zum rechtspopulistischen Kopp-Verlag in Rottenburg, zur AfD oder zum Erstarken des Antisemitismus aufgegriffen.